Sprossen sind ein wesentlicher Bestandteil einer vollwertigen Ernährung. Sie enthalten jede Menge Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente, Enzyme und Sauerstoff.

Radieschensprossen, die kleinen weißen Wurzeln sind nicht mit Schimmel zu verwechseln

Jeder kann sie leicht ziehen und frisch verwenden. Sprossen sind lecker, sie zaubern gesunde Frische auf jede Mahlzeit. Das umfangreichste Buch ist von Rosemarie Nöcker zum Thema Sprossen, und die einfachen Keimgeräte zauber in kürzester Zeit leckere Sprossen aus kleinen Samen von Brokkoli, Alfalfa, Radieschen, Rettich, Rotklee und vielen weiteren. Für Kresse, Rauke und andere schleimbildende Samen sind sie nicht geeignet.

Weizen- oder Gerstengras sowie Microgreens von Koriander, Dill, Rettich oder Buchweizen werden in Erde gezogen. Dazu finden kleine Pflanzgefäße auf der Fensterbank oder dem Balkon ihren Platz.

Sprossen und Microgreens anbauen

Linsen, Kichererbsen und Erbsen keimen am einfachsten im Sprossenglas oder in einem Topf. Sie sind nach 1-2 Tagen fertig zum Verzehr.

Mit Microgreens zauberst du ganz neue Aromen auf Suppe, Salat oder ein Brot. Microgreens sollten nie erhitzt werden oder der Soße liegen. Erst ganz zum Schluss krönen sie als Topping das Gericht. Das Aroma ist ein Fest für die Sinne.

Linsen und Kichererbsen angekeimt: hochwertiges Eiweiß

Mungobohnen, Kichererbsen und Linsen liefern jede Menge hochwertige Proteine (Eiweiß). Rote Linsen keimen am schnellsten. Man gibt die Linsen in eine Schüssel, kontrolliert sie auf kleine Steine, spült sie mit kaltem Wasser und weicht sie 6-8 Stunden ein. Dann wird das überschüssige Wasser abgegossen. Die roten Linsen keimen in den nächsten 24 Stunden, d.h. sie bekommen kleine weiße Keime und sind so weich, dass man sie gut im Salat verwenden kann. Werden sie nicht gleich verwendet, sollten sie im Kühlschrank gelagert werden.

Kichererbsen und Mungbohnen sind genauso verwendbar. Gerade Kichererbsen erhalten durch das Keimen einen wunderbar frischen, nussig-knackigen Geschmack. Sie brauchen eine etwas längere Einweichzeit, ca. 24 Stunden, und dann noch 24 Stunden zum Keimen.

Mungobohnen sind die Spezialität der Chinesen, die sie in Öl kurz in einer Wokpfanne anbraten und mit wenig Sojasoße würzen. Damit die Sprossen so lang werden, eignen sich am besten Gefäße mit einem flexiblen Deckel, der beschwert wird. In diesen Gefäßen müssen die Mungobohnen täglich 2x gespült werden, ohne sich durcheinander zu schütteln. Die Bohnen wachsen gegen das Gewicht des Deckels und werden schön dick und knackig. Es ist ganz erstaunlich, welche Menge Sprossen aus wenigen Samen entsteht.

Microgreens oder Blattgrün

Die Microgreens oder kleinen Blätter von Gewürzpflanzen sind zart und geschmackvoll. Ich verwende gern Rettich, Koriander, Radieschen, Dill. Ein schönes, flaches Pflanzgefäß wird mit guter Erde (Bio-Erde) gefüllt, die Samen ausgesät und ein wenig Erde darüber gebreitet. Etwas Steinmehl unter die Erde gemischt sorgt für viele Mineralstoffe in den Pflanzen. Dann drückt man das Ganze an und gießt es, am besten mit einem Pflanzensprüher.

Das Gießen ist regelmäßig fortzusetzen, die Erde darf selbstverständlich nicht austrocknen. Nach wenigen Tagen erscheinen die kleinen Keimlinge, die zu schönen Pflänzchen heranwachsen. Besonders gesund bleiben sie, wenn man die 1-2 cm hohen Pflanzen mit Effektiven Micoorganismen (EM) in verdünnter Form gießt. Zieht man die Microgreens im Winter, kann man mit einer Pflanzenleuchte dem schnellen und gesunden Wachstum nachhelfen.

Eine Pflanzenleuchte ist violett, denn das wird von Pflanzen verbraucht. Durch die Pflanzenleuchte werden die Microgreens kräftiger, dunkelgrüner und widerstandsfähig gegen Schimmelpilze und Umfallkrankheit. Auch für Weizengras eignen sie sich hervorragend.

Die Sprossenbox – Keimlinge auf 4 Etagen

Die Sprossenbox verwende ich schon seit über 20 Jahren. Sie funktioniert hervorragend, wenn regelmäßig 2x pro Tag gespült wird. Brokkoli, Alfalfa, Klee, Radieschen, Rettich, Bockshornklee… wachsen dynamisch in diesem einfachen Gerät. Wichtig ist, wenn die Keimlinge wachsen, die Schalen nach dem Spülen kurz etwas schräg zu stellen, damit das Wasser richtig abläuft. Eine ausführliche Anleitung liegt d

en Boxen bei.

Radieschensprossen schmecken viel besser als die gummiartigen Radieschen aus dem Supermarkt. Diese werden mit dem Blattgrün verkauft, welches während der Lagerung das Wasser und die Nährstoffe aus der Wurzel, also dem eigentlichen Radieschen zieht. Aber die Blätter essen wir nicht, sondern werden sie in die Biotonne. Hingegen haben Radieschensprossen den gleichen Geschmack, sind frisch und saftig, voller Leben.

Sprossen Radies Rambo

Es gibt von Bardowick das Radieschen Rambo, die Sprossen sind dunkelrot und ein schöner Farbtupfer auf dem Brot oder im Salat. Mit Klick auf das Bild kommst du zu Amazon in den Shop.

Badowick ist ein deutscher Saatguthersteller mit Bio-Zertifizierung. Das Saatgut dieser Firma habe ich schon oft verwendet, und es keimt hervorragend.

Die Sprossenbox heißt auch Sprossengarten und hat einen runden Deckel, diese funktioniert ebenso gut und sieht noch schöner aus. Sprossen stehen bei uns im Winter täglich auf dem Tisch.

Schleimbildende Samen wie Kresse und Rucola

Kresse und Rucola verstopfen den Wasserabfluss der Keimbox und lassen sich auch schlecht spülen. Dennoch brauchen sie immer wieder frisches Wasser.

Kressesieb Sprossen ziehen Kresse Rucola

Die Anzucht von Kresse und Rucola gelingt am besten mit einem Kressesieb. Die Samen werden 10 min eingeweicht und dann mit einem Messer auf das Sieb gestrichen, gleichmäßig und nur in einer Schicht. Dann besprüht man sie noch mal mit Wasser und deckt sie ab. Dafür eignet sich ein Teller. Täglich zweimal werden sie vorsichtig gespült, das Spülwasser entfernt. Dabei bleiben sie auf dem Sieb liegen. Wenn die Wurzeln nach unten wachsen, kann man den Teller entfernen, weil die Pflänzchen sich dann ihr Wasser aus dem Teller des Kressesiebes holen. Bis die Pflänzchen ihre Blätter ausbilden muss das Spülen weitergehen, um Schimmel zu vermeiden.

Zum Ernten zieht man die Minipflanzen einfach aus dem Sieb. Und nun: enjoy! Sie sind als würzige, mineralstoffhaltige Beigabe ein Highlight für jeden Salat.

Leinsamen ist auch schleimhaltig, man weicht ihn einfach in Wasser ein und lässt ihn einen Tag stehen. Dann zeigen sich kleine Spitzen an den Körnern und das reicht schon. Genauso keime ich Buchweizen für Rohkost-Cracker an.

In meinem Vegan-Kurs für Anfänger gehe ich auf das Thema Sprossen ein.

Wie alles begann – Geschichte der Sprossen

Der chinesische Kaiser Sheng Nung Pen Tsao lebte vor ca. 5000 Jahren in China

Er lehrte seinem Volk die Pflanzenkunde. und zeigte ihm, wie es die Fruchtbarkeit der Felder steigern konnte. Man nannte ihn den „göttlichen Ackersmann“. Er hinterließ ein großes Heilkundebuch. Die Sojabohnen-Sprossen bezeichnete er neben Pilzen und Orangen als Heilmittel. Ihre reinigende Wirkung belebt die Lungentätigkeit, klärt die Haut, lindert Krämpfe. Sie helfen gleichzeitig der Verdauung.

Vor 2500 Jahren: Tao Hung King überarbeitet das Buch

Er bezeichnet die Bohnensprossen als Medizin bei Ödemen, Muskelverzerrungen, Kniescheibenscherzen, Haarproblemen und Hautunreinheiten.

Vor 500 Jahren: Li Shin Chen ordnet die chinesische Medizin neu

Die Bohnensprossen haben ihren festen Platz behalten. Die schwarze Sojabohnensprosse hebt er als Entzündungshemmer und Abführmittel hervor. Vermutlich galt sie als reine Heilmittel, während Bohnen und ihre Sprossen später in ihrer ganzen farbigen Vielfalt einen festen Platz in der chinesischen Küche einnahmen.

Ich möchte behaupten, daß die Naturwissenschaftler noch keineswegs die verborgenen Möglichkeiten der unzähligen Samen, Blätter und Früchte erkundet haben, um der Menscheit die maximal mögliche Ernährung zu verschaffen.

Mahatma Gandhi (1869-1948)

Vor 200 Jahren suchte man ein Mittel gegen Skorbut, die Seefahrerkrankheit

Der englische Mediziner David MacBride entdeckte 1767, dass frisches Obst und Gemüse die oft tödliche Krankheit aufhalten und heilen konnte. Er ließ Getreide bis zur Entwicklung des Keimlattes wachsen, trockenete die Sprossen und ließ sie zu einem Pulver mahlen. Diese Medizin wurde erfolgreich verabreicht, lange bevor man etwas über Vitamin C wusste.

1772 bis 1775 segelte Captain James Cook um die Welt, und mit Hilfe dieses Mittels konnte er die gefürchtete Krankheit besiegen.

Vor 100 Jahren schreibt der Mediziner C. Curtis über seine Beobachtungen an gekeimten Hülsenfrüchten in Indien

„Nichts ist wichtiger für die Heilung dieser Krankheit (Skorbut) – außer frischer Luft – als frisches Gemüse täglich, Wurzeln oder Grünzeug in ausreichender Menge“. So ließ er Bohnen, Erbsen, Gerste und andere Samen an Bord der Schiffe ziehen und roh essen. Damit blieben die Seeleute von Skorbut verschont.

Vor 70 Jahren: Auch in Südafrika verwendeten britische und indische Soldaten Hafer-, Bohnen- und Linsensprossen gegen Skorbut

Der britische Arzt H. W. Wiltshire expermentierte während des Ersten Weltkrieges mit Sprossen. Er belegte, dass Skorbut mit Bohnensprossen wesentlich schneller und effektiver geheilt werden konnte als mit Zironensaft. Er stellte fest: Sprossen sind das billigste und wertvollste Anti-Skorbut-Mittel.

Nachkriegszeit USA

In einer Presskampagne informiert die Emergency Food Commission die Bevölkerung über eine zu erwartende Proteinknappheit. Zeitschriften bringen Artikel über Sprossen und Rezepte mit Sprossen. Die Sojabohne erlebt einen Aufschung in den USA als Fleischersatz. Da die Knappheit nie eintrat, urde der „Sieg im Blumentopf“ ad acta gelegt und die großen Food-Konzerne übernahmen das Ruder mit immer mehr, süßeren und fettigeren Fertiggerichten.

Aus Angst vor verstrahlter und DDT-verseuchter Nahrung entsteht die Selbstversorger- und Gesundheitsbewegung

Mit den Vorreitern Helen und Scott Nearing in den USA, die schon 1932 mit einem Leben als Selbstversorger begannen, und ähnlichen Bewegungen in Deutschland (Gartenstädte) begann eine Zeit, in der es wieder als wichtig angesehen wurde, seine Nahrung selbst anzubauen. Jedenfalls von einigen wenigen Menschen. Die große Masse folgte der Werbung der Nahrungsmittelindustrie bis heute.

Aber alle, die erkannten, dass es nicht das Ziel sein kann, von fettigem, salzigem und süßeem Müll aus Dose und Tüte zu leben, wurden Sprossen und selbst angebaute Gräser ein Thema.

Ann Wigmore und Victoras Kulvinskas waren in den USA die engagierten Verfechter für die Verwendung von Sprossen und Weizengras als Heilnahrung.

„Chlorophyll wird im kommenden erleuchteten Zeitalter das Hauptprotein sein. Im frisch zubereiteten Getränk enthält es kondensierten Sonnenschein und den für die Wiederbelebung des Körpers erforderlichen elektrischen Strom, und es wird Teile des Gehirns erschließen, von denen der Mensch heute noch nichts weiß.“

(Ann Wigmore *1909 – †1994)

Nach dem Wahlspruch des Hippokrates: »Lass Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung!« werden durch diese besondere Ernährungsweise die Zellen mit allen wichtigen Enzymen, Vitaminen, Aminosäuren, Minaralstoffen und Spurenelementen versorgt. Weizengrassaft besteht zu 70 % aus Chlorophyll. Der berühmte Schweizer Arzt und Ernährungswissenschaftler Max Bircher-Benner beschrieb den Grassaft als „konzentrierten Sonnenschein“.

Von Bircher-Benner übernahm Werner Kollath die Wertvorstellung der Lebensfrische. Seine Philosphie, die Nahrung so natürlich wie möglich zu lassen, weil jeder Eingriff die Ordnung stört, wurde zum Wahlspruch der Rohkost-Bewegung. Kollath entdeckte die für den Bau und die Regeneration zuständigen Stoffe in Pflanzen. Er nannte sie Auxome. Diese Auxome sind vorwiegend in Knospen, jungen Blattspitzen und Sprossen zu finden.

Somit stehen die Keime und Sprossen für höchste Lebendigkeit. Beim Kauen senden sie ihre Energiestrahlen aus, die sofort in unseren Körper gelangen.

Heutzutage findet man die Sprossensamen im Baumarkt, im Supermarkt, in Bioläden und im Internet. Wobei: Weizen, Kichererbsen, Linsen oder Buchweizen kann man in ganz normalen Packungen in Bio-Qualität kaufen. In der Regel keimen sie problemlos, selbst aus dem Supermarkt. Bei diesen Sorten sind die Keimsprossen-Packungen völlig überteuert.

Wenn nicht Keimsprossen auf der Packung steht, ist normales Saatgut im Baumarkt oft behandelt und nicht zum Verzehr als Sprossen geeignet. Die bessere Empfehlung ist der Super- oder Biomarkt.

Gesundheitliche Vorteile von Sprossen

Dass Sprossen vor Vitaminmangel schützen, zeigten uns schon die Seefahrer der vergangenen Jahrhunderte. Inzwischen ist Skorbut (Vitamin C Mangel) kein Thema mehr, aber wir alle möchten lange gesund und schön bleiben. Zur Heilung und Stärkung unserer Lebenskräfte können wir die Sprosse und ihre größere Schwester, die Micro Greens, als hochwirksames Mittel einsetzen.

Sprossen enthalten

  • Lebenskräfte, sie sind lebendige Nahrung
  • Wachstumshormone
  • hochwertigste Proteine (Eiweiße)
  • eine Anhäufung von RNS und DNS
  • Enzyme
  • Mineralien und Spurenelemente
  • Vitamine
  • Chlorophyll
  • strukturiertes Wasser
  • Sauerstoff